Die Philosophie

Platz haben zum Kindsein im wahrsten Sinne des Wortes. Platz, sich frei zu bewegen, Platz zum Lachen, Weinen, Tanzen und Träumen.

Die pädagogischen Inhalte von Waldkindergärten gehen von den natürlichen Bedürfnissen der Kinder aus, um die moderne Lebenswelt der Kinder zu erweitern und einem Mangel an Natur entgegenzuwirken. Die Welt heute ist nicht nur schlauer und technologielastiger geworden, sondern auch schneller und stressbeladener. Kinder benötigen aber nicht nur Computer und Maschinen, sondern auch fundamentale Kompetenzen, wie z.B. Kreativität, Mitgefühl und primäre Erfahrungen. “Diese Grundlagen wachsen von innen. Und deshalb brauchen Kinder heute auch zuallererst einen Entwicklungsraum, in dem sie zu Persönlichkeiten reifen können. Die Natur ist ein solcher Raum (…).

Kinder brauchen Umwelten,

… in denen sie sich selbst organisieren können. Die ihnen also Raum bieten, sei es für Bewegung, Erforschung oder Begegnung, aber auch den Freiraum, ihre Aktivität und Aufmerksamkeit selbst zu regulieren (also hier zu bremsen und dort Gas zu geben).

… die ihrem sinnlichen Beuteschema entsprechen. Die ihre Sinne und ihre Aufmerksamkeit also auf vielfältige, unterschiedliche Weise ansprechen und die mit ihrer Unmittelbarkeit unter die Haut gehen.

“… die ihnen gerade wegen dieser vielen Möglichkeiten zur Selbstaneignung auch Bindungen ermöglichen, also zu einer Art Heimat werden können.” (Renz-Polster, Hüther, “Wie Kinder heute wachsen”, 2019)


Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit

Waldkindergärten erfüllen dieselben Bildungs- und Erziehungsaufgaben wie Regelkindergärten. Der Hauptunterschied zum Regelkindergarten liegt in der Art, wie die anerkannten Erziehungsziele umgesetzt werden. Und natürlich spielen hier Natur und Umwelterziehung eine große Rolle.

Unser Tagesablauf ist angefüllt mit ganz viel Bewegung. Beim Pferdchenspielen, Räubern und Wettrennen erfahren die Kinder viel Freude an der Bewegung und haben ein Ventil für ihren Bewegungsdrang. Dazu werden spielerisch grob- und feinmotorische Fähigkeiten des Kindes gestärkt. Rennt das Kind über unebene Waldwege, muss es die Beschaffenheit des Weges im Blick haben und seine Bewegungen gezielt daran anpassen.

In unmittelbarer Begegnung mit der Natur fördern Wald- und Naturkindergärten auf einzigartige, nachhaltige Weise die Entwicklung von Kindern. Ehrfurcht vor dem Leben, eine lebendige Beziehung zu Pflanzen und zu Tieren und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.

Der Aufenthalt im Freien unterstützt die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Primärerfahrungen aus erster Hand fördern das Körperbewusstsein und verhelfen der Entfaltung vielfältiger Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeiten. Im gemeinsamen Spiel mit natürlichen Materialien entwickeln die Kinder in besonderer Weise Kommunikationsfähigkeiten, Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Geduld, Phantasie und Kreativität.

So wollen Wald- und Naturkindergärten dazu beitragen, dass Kinder gänzlich Kind sein können und gerade dadurch zu verantwortungsbewussten, gemeinschaftsfähigen, selbstbewussten und selbständigen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen können.

Dinge, die man als Kind geliebt hat, bleiben im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter.

(Khalil Gibran, Philosoph und Dichter)